
Fuck Fuckability!
„Fuckability“ ist ein fieses Wort, es bewertet Frauen danach, wie sexuell attraktiv sie sind. Selbst Mütter und Ü-50-Jährige messen sich heute an diesem männlichen Maßstab. Die Sexualpädagogin Katja Grach veröffentlichte das Buch „MILF-Mädchenrechnung“ und hat sich unter anderem mit diesem Phänomen beschäftigt. Unsere Kollegin Christine Ellinghaus hat ihr dazu ein paar Fragen gestellt
Frau Grach, in Ihrem Buch sprechen Sie vom „Fuckability“-Zwang, dem Frauen sich fast flächendeckend ausgesetzt sehen. Was ist das und was tun Frauen deswegen?
Dieses derbe Wort stammt aus der Filmbranche und beschreibt den Wert einer Frau, den sie durch ihre sexuelle Attraktivität für ein männliches Publikum hat. Mittlerweile geht es aber auch für normale Frauen immer stärker darum, auf eine ganz bestimmte Art „schön“ zu sein. Selbst noch in der Schwangerschaft oder im höheren Alter. Aktuell gehören ein großer, trainierter Po in Kombination mit einer möglichst schmalen Taille zur Fuckability, sowie ein komplett gewachster Körper, lange Haare und natürlich, wie eh und je, ein junges Aussehen und ein sexy Style. Wer so aussehen will, muss also extrem viel Arbeit und Zeit investieren.
Sie sagen, dass Frauen sich unter diesem zusätzlichen Druck geradezu aufreiben. Warum sagen wir nicht endlich: Mir doch egal, ob man mich für fuckable hält?
Dass man von anderen Menschen gern als attraktiv wahrgenommen wird und Komplimente hört, liegt auf der Hand. Auch dass so ziemlich jede Frau mal eine Diät gemacht hat und sich mit ihrer Bikinifigur beschäftigt hat, ist nicht neu. Von bestimmten Schönheitsidealen umzingelt zu werden lässt ja nicht kalt. Und vergleichen tun wir uns auch. Noch mehr, wenn wir dem Ideal nicht ganz entsprechen oder unser Körper nicht mehr der jüngste ist oder sogar Kinder geboren hat. Das hinterlässt Spuren, und dabei will gerade eine Mutter oft einfach mal wieder nur „Frau sein“ und sich in ihrem Körper so wie früher fühlen. Zudem: In Zeiten serieller Monogamie und offener Beziehungen verunsichert es zusätzlich, ob mein Partner mich auch auf längere Zeit attraktiv finden wird. Das ist ein hoher Druck, den wir heute in Partnerschaften haben. Im Grunde wollen wir als Herdentiere nicht unangenehm auffallen, also passen wir uns an, weil wir den Blick darauf verlernt haben, wie vielfältig wir sind. Wobei gerade das uns ja jedes Schwimmbad offenbart.