
Mutti-Tasking oder Self-Care?

Eben noch unter Hochdruck im Job unterwegs, jetzt geduldig am Sandkasten sitzen und von einem Glas Crémant träumen: Diplom-Psychologin Sabine Machowski erklärt, wie man das mit dem „Mutti-Tasking“ hinkriegt, damit man selbst nicht auf der Strecke bleibt
Viele Frauen haben heute mehrere Identitäten. Sie lieben ihre Berufe und finden Erfüllung darin, sich immer wieder neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Gleichzeitig sind sie Mütter, die eine Familie zu versorgen haben. In Corona-Zeiten stehen sie zusätzlich vor der kräftezehrenden Aufgabe, Home Office und Care-Arbeit unter einen Hut zu kriegen. Wut! Überforderung! Frust! Streit mit dem Partner! – sind seither für viele an der Tagesordnung. Und Selfcare scheint in weiter Ferne. Die Zeit, sich selbst etwas Gutes zu tun, um sowohl geistig als auch körperlich zu regenerieren, fehlt schlichtweg. Dabei ist es gerade in Zeiten wie diesen essentiell wichtig, Grenzen zu setzen – ganz ohne schlechtes Gewissen. Denn deine wichtigste Ressource bist du selbst!
Stress pur: Der Rollenwechsel zwischen Working Woman und Mutter
Sabine Machowski, 44, hat mehrere Identitäten: Sie ist Diplom-Psychologin, Diplom-Betriebswirtin und Mutter einer Tochter. Die ideale Expertin also, um als Coach (busy-mom.de) berufstätige Mütter zu unterstützen, sich bei all den Rollen, die es täglich zu erfüllen gilt, selbst nicht aus dem Blick zu verlieren. „Ich höre häufig von Klientinnen, dass sie den Wechsel von der Arbeits- in die Mutterrolle als stressig empfinden, vor allem, wenn sie dazwischen überhaupt keine Pause für sich haben", berichtet Machowski. „Ich habe auch schon erlebt, dass es sich anfühlt, als würde man die eine Identität an der Kita-Tür abgeben, um ganz schnell eine andere anzuziehen. Der größte Stressfaktor liegt allerdings darin, dass wir all unseren Identitäten gleichermaßen gerecht werden wollen. Gerade wenn die Kinder klein sind, machen sich Working Moms oft viel Druck und funktionieren nur noch, um es allen recht zu machen.“
Verabschiede dich von der Perfektion
Es ist aber auch schwer von der Perfektion loszulassen: Beim Kind will man auf keinen Fall Abstriche machen – aber im Job ja eigentlich auch nicht. „Noch schwieriger macht es, dass viele Unternehmen auf dem Papier familienfreundlich sind, der jeweilige Vorgesetzte das aber nicht immer fördert", weiß Sabine Machowski. „Wenn man dann noch von sich selbst erwartet, zu beweisen, dass man voll dabei ist und Projekte stemmt wie vor der Zeit mit Kind, kann man schnell an seine Grenzen geraten.“ Ihr Rat an alle berufstätigen Mütter: „Wir müssen uns eingestehen, dass wir als Mütter noch eine andere Verantwortung tragen. Im Leben mit Kindern ist eben vieles unplanbar, man muss flexibel sein, wenn etwa die Kita wegen zu hohem Krankheitsstand geschlossen bleibt oder die Nachmittagsbetreuung kurzfristig abspringt.“
Unser Körper macht sich bemerkbar, wenn wir nicht mehr können
Aber woran merkt man, ob man sich in seinen Rollen neu arrangieren müsste? „Sind Sie öfter krank? Oder schlafen Sie schlecht? Der Körper macht sich oft als natürliche Bremse bemerkbar", sagt Machowski. „Wenn Sie einen übertriebenen Wunsch haben, es allen recht machen zu wollen, oder sich Sorgen machen, wie Sie das alles schaffen sollen, sind das kleine Warnsignale. Fragen Sie sich deshalb regelmäßig: Wie zufrieden bin ich eigentlich mit meinem Leben? Fehlt mir gerade was? Habe ich noch genug Kontakt zu meinen Freunden? Habe ich noch Zeit für die Dinge, die ich früher gern gemacht habe?“