Wir haben uns für dich durch die Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt gelesen und wollen fünf davon besonders empfehlen – für die erste frühlingshafte Lektüre im Garten oder auf dem Balkon.
Augenöffnend: "Frauen schulden dir gar nichts" von Florence Given
Das literarische Debüt der Aktivistin und lllustratorin Florence Given, "Women don't owe you pretty", ist in den zwei Jahren seit seinem Erscheinen bereits zu einem der wichtigsten feministischen Werke der Gen Z geworden. Vor kurzem erschien die deutsche Übersetzung. Given, Jahrgang 1998, führt darin fiktive Gespräche mit ihrem jüngeren Ich, erklärt, warum Feminismus dein Leben ruinieren wird (und zwar auf die bestmögliche Art) und prangert sexistische Missstände in unserer Gesellschaft an. All das schreibt sie so smart und nahbar, dass es sich beim Lesen anfühlt, als würde man mit einer sehr schlauen Freundin in der Kneipe sitzen. Givens illustratives Talent wird an den vielen liebevollen Zeichnungen im Buch sichtbar, die so instagrammable sind, wie sie nur eine Vertreterin der "Generation Instagram" hinkriegen würde. Und trotzdem ist das Buch nicht nur eine absolute Empfehlung für junge Menschen oder nur für Frauen, sondern für uns alle.
Gesellschaftskritik: "Ich möchte lieber nicht" von Juliane Marie Schreiber
Positiv denken – das Allheilmittel unserer Zeit? Nein danke, sagt Juliane Marie Schreiber. Die Politologin und freie Journalistin sieht im gesellschaftlich vorherrschenden Konsens, jede:r sei für sein oder ihr eigenes Glück selbst verantwortlich (und folglich auch dafür, wenn es an eben jenem mangelt) einen "Terror des Positiven". Für Schreiber ist die Haltung, jeder noch so vertrackten Situation um jeden Preis etwas Positives abringen zu müssen, eine Art von Täuschung, die uns egoistisch und weltfremd werden lässt. Anhand privater Anekdoten, wissenschaftlicher Erkenntnisse und mit einer großen Portion Sarkasmus demontiert sie das Konzept der toxischen Positivität. Ihr Buch ist ein Realitätscheck, der dringend notwendig war und eine erfrischende Abwechslung für alle, die eine Pause davon brauchen, die Dinge "einfach mal positiv zu sehen".
Aufregend: "Finde deine sexuelle Kraft" von Ilan Stephani
Die Autorin, Körperforscherin und ehemalige Prostituierte Ilan Stephani beschäftigt sich in ihrem neuesten Buch "Finde deine sexuelle Kraft" mit Ekstase – und meint damit nicht plumpe Tipps, wie man als Paar oder alleine schnellstmöglich zum sexuellen Höhepunkt kommt. Stephani erläutert die verschiedenen Zugänge zu Ekstase anhand der Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft (kannten wir!) und den beiden Elementen Flügel der Erde und Flügel der Luft (hat uns neugierig gemacht). Sie spricht so über Sex, wie wir es uns auch für unsere Gesellschaft wünschen würde: ehrlich, authentisch und jenseits von abgedroschenen Klischees. Ein kluges und nachdenkliches Buch, das uns unsere Vorstellungen von Erotik überdenken lässt.
Lies auch:
- Edging – die Sex-Technik für multiple Orgasmen
- Sextrends 2022 – diese Zahlen zeigen, wie wir uns lieben
- Psychotest: Bist du zufrieden mit deinem Sexleben?

Berührend: "Wie hättet ihr uns denn gerne? Ein Briefwechsel zur deutschen Realität" von Özlem Topçu und Richard C. Schneider
Ein Jahr lang schreiben sich Richard C. Schneider, Journalist und der Sohn ungarischer Holocaustüberlebender, und Özlem Topçu, Journalistin und die Tochter türkischer Eltern, Briefe. Sie haben neben ihrem Berufsfeld eines gemeinsam: Beide sind in Deutschland geboren und aufgewachsen, werden aber in der deutschen Mehrheitsgesellschaft als "die Anderen" wahrgenommen (genau denen widmet Topçu das Buch auch). In ihrem Briefwechsel schildern die beiden einander persönliche – auch zutiefst rassistische – Erfahrungen, nehmen einander auch mal aufs Korn und denken über wichtige gesellschaftliche Fragen unserer Zeit nach. Durch das Buch zieht sich ein humorvoller roter Faden, aber auch der Anspruch der beiden, einander nicht immer zustimmen zu müssen. Ein aufrüttelnder, kluger, komplexer und vor allem menschlicher Diskurs.
Feministisch: "My Body. Was es heißt, eine Frau zu sein" von Emily Ratajkowski
Auf die Frage, was es bedeutet, eine Frau zu sein, hat wohl jede von uns eine ganz andere Antwort. Emily Ratajkowski, Model und Schauspielerin, legt in ihrem schriftstellerischem Debüt ihre Sicht der Dinge dar. In verschiedenen Essays denkt sie über Schönheit, den Wahn, nach selbiger zu streben und den Anspruch, den unsere patriarchale Gesellschaft immer noch auf den weiblichen Körper erhebt, nach. Und obwohl Frauen jahrhundertelang darauf sozialisiert wurden, Schönheit weniger als etwas Individuelles und vielmehr als Anlass eines erbitterten Konkurrenzkampfes zu sehen, schafft Ratajkowski es, uns alle bei dem Thema zu einen. Denn wir alle haben einen Körper, er gehört nur uns – und wofür dieser Körper steht, dürfen allein wir selbst bestimmen.
Mehr Themen: