Egal ob in der Beziehung, mit oder ohne Kinder – sobald man nicht mehr nur für sich alleine denkt und plant, gibt es eine Reihe an Fragen, die in finanzieller Hinsicht zu beachten sind. Die finanz-heldinnen geben Tipps und Tricks und verraten im Kurzinterview, warum Finanzen Schwung in eure Beziehung bringen.
Die Finanzen für sich alleine regeln und planen – meistens schon nervenaufreibend genug. Klar, dass der Gedanke daran, dies zum Thema in der Partnerschaft zu machen, stresst. Dabei ist es unheimlich wichtig, bereits früh in einer Beziehung gemeinsam darüber zu sprechen. Ob es beim ersten Date sein muss, sei dahingestellt. Aber warum eigentlich nicht? Je enger der Liebesbund wird, desto mehr finanzielle Themen rücken in den Fokus. Dann geht es über Fragen zu den gemeinsamen Einkäufen oder Miete hinaus. Dann stehen unter Umständen gemeinsame Investitionen für ein Auto oder eine Immobilie an. Oder gar die Familienplanung.
Die finanz-heldinnen möchten Frauen für Finanzen begeistern und sie auf dem Weg in ihre finanzielle Zukunft mit unterschiedlichen Wissensangeboten begleiten. Mit ihren Formaten sorgen sie für das nötige Wissen, um dieses Thema anzugehen und begleiten dich Schritt für Schritt auf dem Weg zur finanz-heldin! Mehr erfährst du hier:
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Wie teilen wir uns als Paar gemeinsame Kosten auf?
Ideal ist das 3-Konten-Modell. Es sieht vor, dass gemeinsame Kosten von einem gemeinsamen Konto bezahlt werden. Wichtig ist, bei der Eröffnung darauf zu achten, ob es sich um ein UND- oder ein ODER-Konto handelt. Dies entscheidet darüber, ob nur beide zusammen über Verfügungen entscheiden können oder auch unabhängig voneinander. Was für den Alltag sinnvoll erscheint, kann bei einer Trennung ggf. unschön enden.
Wie auf das gemeinsame Konto eingezahlt wird, kann gemeinsam bestimmt werden. Entweder werden alle Kosten 50:50 aufgeteilt oder je nach prozentualem Anteil des Einkommens. Diese Variante macht es besonders fair, wenn eine Person in der Beziehung deutlich mehr oder weniger verdient. Auch die Variante eine:r für alle geht. Egal, wie ihr euch als Paar entscheidet, es gibt kein richtig oder falsch. Wichtig ist nur, dass ihr den Weg gemeinsam festlegt.
3-Konten-Modell
Entscheidet euch für:
- 50:50 Modell
- Prozentuale Verteilung der Kosten nach Einkommen
- Eine:r für alle
Lass uns über Geld reden!
"Wer sich mit seinen Finanzen beschäftigt, beschäftigt sich automatisch mit seiner Persönlichkeit. Daher ist dieses Feld auch so wahnsinnig spannend. Insbesondere, wenn man als Paar gemeinsame Ziele auch in finanzieller Hinsicht festlegt", sagt Katharina Brunsendorf, Leiterin Initiative finanz-heldinnen. Wer beim ersten Date oder kurz danach bereits über Geld gesprochen hat und bisher auf einem Nenner war, kann feststellen, dass sich dies auch verändern kann. Speziell wenn es darum geht, sich festzulegen, was man eigentlich gemeinsam erreichen will. Daher empfiehlt es sich, regelmäßig mit seinem Partner oder seiner Partnerin über das Thema Geld zu sprechen.
Der richtige Moment dafür ist immer. Dennoch ist ein Gespräch an einem ruhigen Ort besser geeignet als zwischen Tür und Angel. Zudem sollte man das Gespräch und die Vorstellungen dazu ankündigen, sodass sich der Partner bzw. die Partnerin auch vorbereiten kann und man sich im Gespräch auf Augenhöhe begegnet. Bei dem Gespräch sollten dann alle Themen auf den Tisch, die einem auf dem Herzen liegen.
Ganz wichtig ist jedoch, eine gemeinsame Vorstellung zu entwickeln, was in finanzieller Hinsicht in den kommenden Jahren zu bewerkstelligen ist, und zu diskutieren, wie weit die Vorstellungen sich überschneiden oder aber auch auseinanderliegen. "In dieser Phase lernt man sich in der Partnerschaft viel besser kennen. Daher empfehlen wir immer frühzeitig intensive Gespräche über Finanzen, um direkt von Beginn an ein ähnliches Money Mindset, also die Einstellung zu Geld, zu entwickeln", so Brunsendorf.
![]() Infobox Welche Fragen sollten in der Partnerschaft zum Thema Geld diskutiert werden?
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Wollen wir zusammen an die Börse?
Nun wurde bereits viele Stunden über Konto, Karte und Geld gesprochen. Es könnte dabei auch interessant sein, den gemeinsamen Weg an die Börse zu finden und in Wertpapiere zu investieren. Hier gilt: Alles kann, nichts muss. Gerade bei der Geldanlage gilt, sich zuerst um seine eigenen Ziele und seine eigene Anlage zu kümmern. Das gilt vor allem auch für den Fall, wenn man für seine Kinder Geld investieren möchte. Selbst gut aufgestellt zu sein schafft genau die Freiräume, um unabhängig zu sein. Und im schlimmsten Fall auch seine Pflege im Alter selbst bezahlen zu können.
Entscheidet man sich zusätzlich zum eigenen Depot für ein Gemeinschaftsdepot, sollten Investmententscheidungen nie ohne einander getroffen und nur nach Absprache getätigt werden. Auch wenn es vielleicht eine:n Schatzmeister:in gibt – es sollte keine Alleingänge geben. Setzt euch klare Grenzen und Regeln und diskutiert Konsequenzen. Denn nicht für jede:n muss das gemeinsame Invest etwas sein. Insbesondere dann nicht, wenn die Meinungen zu Strategien für die Anlage auseinandergehen.
Tipp:
Entscheidet euch für einen Sparplan auf einen Fonds, ETF oder Aktien. Dieser wird automatisch monatlich oder quartalsweise ausgeführt, je nachdem für welchen Investitionsintervall ihr euch entscheidet.
Zusätzlich legt alle sechs bis zwölf Monate einen gemeinsamen Termin fest, um euer Depot zusammen zu begutachten und ggf. neue Entscheidungen für oder gegen Investitionen zu tätigen.
Über den Tod hinaus
Ein wichtiger Punkt bei der Finanzplanung ist auch, das eigene Kapital zu schützen – insbesondere, wenn Unvorhergesehenes passiert: Krankheit, Trennung, Tod. Für diese Fälle gilt es vorzusorgen. Auch wenn diese Themen unliebsam erscheinen – habt im Blick, dass klare Vorstellungen und Vorkehrungen gerade den Hinterbliebenen viele Sorgen und auch Entscheidungen abnehmen. Welche Vorkehrungen in eurer Konstellation sinnvoll sind, könnt im Zweifel nur ihr entscheiden. Auch könnt ihr in diesem Fall von einer Rechtsberatung Gebrauch machen.
Diese Vollmachten und Verfügungen solltest du bei den Überlegungen ins Auge fassen:
- Vorsorgevollmacht: Damit ermächtigst du eine Vertrauensperson, im Ernstfall finanzielle, gesundheitliche und persönliche Angelegenheiten für euch zu regeln.
- Patientenverfügung: Mit ihr regelst du, wie du im Ernstfall medizinisch behandelt werden möchtest.
- Sorgerechtsverfügung: Falls ihr Kinder habt, beeinflusst sie, wer im Ernstfall das Sorgerecht für minderjährige Kinder erhält und wie ihre Erziehung und die Verwaltung ihres Vermögens aussehen sollte.
- Bankvollmacht: Hiermit kann eine Vertrauensperson Zugang zu den Bankgeschäften gewährt werden – auch über den Tod hinaus.
"Viele Paare scheuen sich vor der Festsetzung von Regeln in Sachen Finanzen. Die Begründung: zu unsexy und unromantisch. Persönlich kann ich mir aber nichts Schöneres vorstellen, als später mit meinem Partner die gemeinsam angesparte Altersvorsorge zu genießen. Und wenn es doch zu einer Trennung kommt, finde ich es ganz schön sexy, zu wissen, dass ich in finanzieller Hinsicht alle Punkte geregelt habe und gut dastehe", sagt Brunsendorf.
Drei Fragen an die finanz-heldinnen:
Wie entscheiden wir uns als Paar für einen Depotanbieter?
Gleicht gegenseitig eure Vorkenntnisse und Vorstellungen ab. Besprecht, ob ein Depotanbieter eine persönliche Beratung mit euch vornehmen soll oder nicht. Wollt ihr nur Einzelorders tätigen, nur Sparpläne anlegen oder beides? Wie steht es um Anwendungsfreundlichkeit und das Serviceangebot? Am Ende solltet ihr dann auch auf die Kosten schauen. Anhand dieser Punkte könnt ihr einen passenden Anbieter ausfindig machen.
Wann brauche ich einen Ehevertrag?
Die Ehe ist auch ein Vertrag. Also hat man quasi schon einen geschlossen. Dieses Verständnis nimmt ein wenig die Illusion, dass Eheverträge so unromantisch sind. Es gibt klassische Konstellationen, in denen ein Ehevertrag sinnvoll ist, wie zum Beispiel, wenn beide Ehegatten verschiedene Staatsangehörigkeiten haben. Dann kann geregelt werden, welches Landesrecht im Streitfall gelten soll. Oder aber auch, wenn Firmeneigentum im Falle einer Scheidung ausgeschlossen werden soll. Es gibt jedoch noch viele andere Variationen, bei denen es sinnvoll ist. Im Zweifel lohnt es sich hier, auf seinen Bauch zu hören, sich aber auch intensiv von einem Notar oder einer Notarin beraten zu lassen.
Was, wenn eine Person in der Partnerschaft deutlich mehr verdient und wir uns über tägliche Ausgaben uneinig sind?
Dann führt um ein klärendes Gespräch kein Weg drumherum. Zum einen sollte ein einheitliches Verständnis darüber herrschen, wer wie viel zu gemeinsamen Kosten beiträgt, und vor allem, welche Kosten dies beinhaltet. Zudem sollten immer wieder Kompromisse gefunden werden – in beide Richtungen. Denn wenn sich auf Dauer eine Person immer wieder durchsetzt, kann das negative Auswirkungen auf die Beziehung haben. Nicht zuletzt aus diesem Grund gilt: Augen auf bei der Partner:innenwahl!
Ihr möchtet mehr zum Thema Geld und Liebe erfahren? Dann schaut auf der Webseite der finanz-heldinnen vorbei!
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