Emotionale Intelligenz: Wie dich diese Fähigkeit im Job weiterbringt
24.03.2022
Anke Dorow
Emotionale Intelligenz ist in der heutigen Berufswelt eine wichtige Schlüsselkompetenz. Mit diesen Tipps kannst du sie erlernen!
Was ist emotionale Intelligenz?
Eine konkrete Definition der emotionalen Intelligenz zu formulieren, ist nicht ganz einfach – denn das Thema wird erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit erforscht. Erwähnt wurde der Begriff aber erstmals im Jahr 1990 von den Psychologen Salovey und Mayer. Sie definieren emotionale Intelligenz als "die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle und Emotionen zu erkennen, zwischen ihnen zu unterscheiden und diese Informationen zu nutzen, um das eigene Denken und Handeln zu leiten."
Die 5 Bausteine emotionaler Intelligenz nach Daniel Goleman
Im Jahr 1995 erschien Daniel Golemans Bestseller "EQ. Emotionale Intelligenz". Goleman definiert emotionale Intelligenz durch diese 5 Faktoren:
Emotionale Selbstwahrnehmung
Emotionale Selbstregulierung
Motivation
Empathie
Soziale Intelligenz
Warum brauchst du emotionale Intelligenz in deinem Job?
Viele Studien konnten bereits zeigen, dass emotionale Intelligenz eine dringend notwendige Ressource für unseren heutigen (Arbeits)-Alltag ist. Der "Future of Jobs Report" vom World Economic Forum widmet sich den Berufen und Fähigkeiten, die die Zukunft braucht. Im Jahr 2020 übernahmen Maschinen noch 33 Prozent der Arbeiten, so sollen es bis ins Jahr 2025 47 Prozent sein. Das heißt, wir brauchen ein deutliches Upskilling. Schauen wir genauer auf die Top-Skill-2025-Übersicht des besagten Reports, so werden wir feststellen, dass bis auf Nr. 7 alle hier erwähnten Skills in den Bereich der emotionalen Intelligenz fallen: Analytisches Denken, Innovation, Kreativität, Leadership, Resilienz, komplexe Problemlösungen und so weiter.
Der "Future of Jobs Report" des WEF zeigt auch, dass neben den jobrelevanten Fähigkeiten ein Ausbau von Persönlichkeitsentwicklung und Selbstmanagement (zum Beispiel Mindfulness, Dankbarkeit, Wertschätzung) erforderlich ist. Emotionale Intelligenz bedeutet, dass wir durch (geübte) Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion unsere Motive, Werte, Gefühle und Reaktionen erkennen und uns mit unseren Zielen und Träumen beschäftigen.
Nur wenn du dich selbst motivieren kannst, kannst du auch andere motivieren. Und das ist die Grundlage einer erfolgreichen Führungspersönlichkeit. Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, Motivation, Empathie und soziale Intelligenz: emotionale Intelligenz ist genau das, was wir heute brauchen. Mitarbeiter, Führungskräfte, Privatpersonen – wir alle benötigen emotionale Intelligenz, um in Zukunft besser miteinander leben zu können. Glücklicherweise ist Emotionale Intelligenz erlernbar und trainierbar.
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Wie du deine emotionale Intelligenz trainieren kannst
Wenn wir auf Herausforderungen auf dem Weg zu unseren Zielen treffen, dann dienen sie dazu, unsere Fähigkeiten zu stärken. Sie lassen uns lernen und sie sind eine gute Vorbereitung für die nächsten Schritte. Denn erst, wenn wir schwimmen können, können wir versuchen, zu surfen. Um deine emotionale Intelligenz zu trainieren, stelle ich dir nun 5 Übungen vor, die du ganz einfach in deinen Alltag integrieren kannst. Sie lehnen sich an die 5 Faktoren der emotionalen Intelligenz nach Daniel Goleman an.
1. Übung: Selbstwahrnehmung
Um deine Selbstwahrnehmung zu schulen, kannst du deine Aufmerksamkeit trainieren. Wenn du wahrnehmen kannst, was in diesem Moment passiert, kannst du auch besser erkennen, was in dir selbst vorgeht. Halte ein oder zwei Mal am Tag inne, nimm einen tiefen und achtsamen Atemzug und stelle dir die Frage: "Wie fühle ich mich?". Höre in dein Inneres und schule somit deine Selbstwahrnehmung. Aber auch die eigenen Werte, Stärken und Grenzen zu kennen, sind wichtige Punkte. Was sind deine Stärken, inneren Antreiber und Werte? Finde sie mit einem Antreibertest heraus (zum Beispiel hier). Des Weiteren können dir auch verschiedenste Aufmerksamkeitsübungen wie Atemübungen, Bodyscan, Gehmeditation dabei helfen, deine Selbstwahrnehmung zu trainieren. Diese Techniken funktionieren wie das Laufen lernen – das konnten wir ja auch nicht über Nacht. Also fange am besten mit kleinen Schritten an z. B. ein achtsamer Atemzug pro Tag oder dreimal achtsam durchatmen vor einem Meeting oder einem wichtigen Gespräch.
2. Übung: Selbstregulation
... heißt nicht, deine Gefühle zu unterdrücken, sondern den Umgang mit ihnen zu meistern. Werde dir dafür deiner Trigger (Schlüsselreize) bewusst. Nimm dir ein weißes Blatt Papier, stelle dir ruhige Musik an und dann sammle für dich wichtige Fragen und beantworte sie dir: Was reizt dich? Zum Beispiel, wenn jemand nicht wertschätzt, was du leistest? Oder wenn jemand unpünktlich ist? Und warum? Warum könnte dich das so stören, dass es deinen inneren Frieden stört? Wird vielleicht dein Gerechtigkeitssinn verletzt?
Deine Schlüsselreize im Voraus zu kennen, verschafft dir das Bewusstsein, bevor die Dinge dich unvorbereitet treffen. Du weißt damit besser, warum manche Situationen bestimmte (unerwünschte) Reaktionen bei dir hervorrufen und kannst zwischen Trigger und deiner Reaktion bewusst eine Pause setzen.
3. Übung: Motivation
Was motiviert dich? Was sagt deine Selbstwahrnehmung? Was löst in dir gute Gefühle aus? Wofür brennst du? Was lässt dich mitten in der Nacht aus dem Bett hüpfen? Und WOZU machst du das? Menschen brauchen einen höheren Sinn und die Frage ist: Was ist deiner? Wie kannst du all deine Fähigkeiten, Stärken, Neigungen und Präferenzen für eine größere Sache einbringen?
Schreibe doch mal auf ein Blatt Papier folgende Satzanfänge und beende sie für dich:
Meine Werte sind ...
Meine Stärken und Talente sind ...
Ich stehe für ...
Meine Vision von der Welt ist ...
Mein Beitrag dazu könnte sein ...
Meine Ziele sind ...
4. Übung: Empathie
Die Natur hat bereits die Voraussetzungen für Empathie in unserem Gehirn verankert: die Spiegelneuronen. Mit diesen können wir nachempfinden, was andere Menschen fühlen (spiegeln). Doch wie können wir Empathie bewusst trainieren?
Zum Beispiel wieder mit der Methode des Journalings:
Nimm dir ein Blatt Papier zur Hand, stelle dir eine bestimmte Person vor und beende schriftlich folgende Satzanfänge für dich:
Unsere Gemeinsamkeiten sind ...
Ich wünsche dir für unser Miteinander ...
Ich wünsche mir selbst für unser Miteinander …
Und zum Schluss hilft es uns immer, anzuerkennen, dass alle Menschen glücklich sein möchten. Dafür sollten wir uns bewusst machen: Genau wie ich möchte dieser Mensch glücklich sein.
5. Übung: Soziale Kompetenz
Mit einer positiven Grundeinstellung werden die zwischenmenschlichen Dinge viel leichter. Mitgefühl und Mitmenschlichkeit sind eine geistige Grundhaltung und die lassen sich trainieren.
Zum Beispiel mit der Übung "good intentions":
Bevor du in ein Gespräch, Meeting oder an das Telefon gehst, überlege dir, was du im besten Fall für dich und dein Gegenüber erreichen willst.
Was ist der Sinn eures Gespräches oder Treffens?
Wollt ihr zum Beispiel eine gemeinsame Lösung finden?
Eine neue Idee kreieren?
Oder etwas anderes erschaffen?
Eine gute Grundlage für eine gemeinsame Lösungsfindung ist ein gemeinsames Verständnis.
Fazit
Die emotionale Intelligenz ist komplex. Genau wie unsere Welt komplex und von Chaos geprägt ist. Du magst dir vielleicht die Frage stellen, auf was du dich dann eigentlich noch verlassen kannst. Auf uns selbst können wir uns verlassen! Mit innerer Stärke, Bewusstsein und unserer individuellen Motivation können wir uns selbst ein stabiles Fundament errichten. Wir selbst können uns nähren und uns voller Mitgefühl begegnen. Und so kann die Veränderung von uns heraus beginnen.
Über die Autorin
Anke Dorow ist emotionale Intelligenz (EQ) Evangelist. Sie ist Mitglied im "Deutscher Bundesverband Coaching e.V." (DBVC) und der „International Organization for Business Coaching (IOBC), Gründerin und Inhaberin von YUNIKE. In ihrem Online-Programm FUTURE READY bietet Anke Dorow Fach- und Führungskräften, Organisationen und Interessierten Raum für die Weiterentwicklung ihrer emotionalen Intelligenz, in einer Zeit, in der Haltung und eine schnelle Anpassung an ein komplexes, höchst dynamisches Umfeld (über-)lebenswichtig sind.