Wir können langsam nicht mehr. Zwischen Video-Calls am Küchentisch, Kinderbetreuung und monotonem Ausblick fällt das Arbeiten im Homeoffice zunehmend schwer – hier kommen 8 Tipps für frischen Wind...
Homeoffice Woche wie viel?
Die meisten von uns wissen wir gar nicht mehr wie es ist, täglich ins Büro zu fahren. Vor inzwischen schon über einem Jahr ist das Homeoffice für viele, nicht ganz freiwillig, zum Alltag geworden. Und es sieht nicht so aus, als ob sich das so bald wieder ändert. Ich habe die große Hoffnung, dass diese Erfahrung auch nachhaltig unsere Arbeitswelt verändern wird, doch das ist ein anderes Thema...
Homeoffice – von gemütlich zu monoton
Am Anfang war 100% Homeoffice gemütlich und vielleicht sogar spannend bzw. entspannend, weil es eine so andere, neue Realität war, als die, die wir gewohnt waren. Nach ein paar Wochen, spätestens Monaten war es aber auch anstrengend, eintönig und oft überwältigend. Homeoffice ist ja das eine, Lockdown aber aktuell das andere in dieser neuen Realität. Grenzen sind verschwommen, Schulen sind geschlossen, Freizeitaktivitäten sind komplett eingeschränkt. Ich hatte etwa zehn Zoom-Calls am Tag, kam zu nichts mehr und war davon eigentlich nur noch erschöpft. Umso wichtiger ist es, dass wir unseren Arbeitsalltag und Arbeitsplatz neu organisieren – denn wir sind nicht mehr nur "übergangsweise" im Homeoffice. Wir sitzen hier seit einem Jahr und Notlösungen und Improvisation sind nicht mehr genug.
Tipp 1: Finde deinen besten Rhythmus und vermeide stundenlange Meeting-Marathons
Gerade weil wir uns im Homeoffice nicht sehen und mal kurz etwas besprechen können, sind Meetings einer der Hauptbestandteile unseres Homeoffice-Alltags. Kurz oder lang, spontan oder lange im Voraus geplant sind es sehr, sehr viele Meetings, oft im Stundentakt und ohne Pause. Was dabei zu kurz kommt: das tatsächliche Arbeiten, die Pausen, und der Moment, um das Besprochene zu verarbeiten. Daher mein Tipp: Hört in euch selber rein, welche Zeit am Tag für euch heilig ist - morgens oder eher nachmittags - und setzt euch hier einen Block in den Kalender. Das ist ab jetzt eure Zeit! Verkürzt außerdem die Meeting-Zeiten auf 50 Minuten (statt 1 Stunde) oder 25 Minuten (statt 30), damit ihr wenigstens kurze Pausen dazwischen habt. Und führt eine bessere Meeting-Etikette ein, nämlich keine Meetings ohne vorher geteilte Agenda (ja, auch wenn es ein Brainstorming ist, dann ist ja genau das die Agenda). Das führt dazu, dass die oder der Einladende sich Gedanken macht, und die Eingeladenen sich vorbereiten können. Das Ergebnis ist mehr Effektivität, besserer Austausch und so manches gecanceltes Meeting, weil es eben doch auch ohne geht.
Mein Tipp: ich bin ein Meeting-Fan, weil es uns die Gelegenheit zum Austausch gibt, aber es muss effektiv sein und zu unserem Alltag passen. Traut euch daher, eure Regeln (neu) zu setzen und auch euer Team dazu zu ermutigen!
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Tipp 2: Frische Luft und Bewegung – der tägliche Lockdown-Spaziergang hilft wirklich
Jede:r von uns hat wohl mittlerweile einen Lieblings-Spaziergang in der Nachbarschaft. Gut so! Denn frische Luft und Bewegung sollten wir unbedingt zu unserer täglichen Routine machen. Mit den aktuellen Einschränkungen um den Lockdown ist das nur umso wichtiger. Denn diese Momente an der frischen Luft sind gut für unsere Gesundheit, helfen mit bei unserer Gehirnleistung und stärken unser Immunsystem. Und sind momentan die willkommene Abwechslung, um endlich mal aus dem Haus zu kommen. Egal ob nur 5 Minuten oder mehrere Stunden, nimm dir die Zeit für dich selber, dann tief einatmen und einfach los spazieren.
Mein Tipp: motiviert eure Kolleg:innen und verabredet euch zum "Walk & Talk"; statt nur am Computer zu sitzen und zu meeten, geht man dann einfach "zusammen" spazieren – ohne Kamera, an der frischen Luft und in Bewegung. Am besten mindestens einmal am Tag!
Tipp 3: Moodboard & Blumen – kleine Freuden für die Aussicht am Schreibtisch
Für etwa 40 Stunden pro Woche sitzen wir am Schreibtisch. So mancher hat sich hier auch kreativ beholfen, manchmal ist es der Esstisch oder einfach der Laptop auf dem Schoß. Abwechslung hilft auf jeden Fall, ist aber nicht immer möglich. Daher landet man oft doch wieder am besagten Schreibtisch. Um hier auch eine “Aussicht” zu haben, eignet sich ein Moodboard – mit allem, was einen inspiriert, bewegt, Erinnerungen weckt und positiv beeinflusst. So fällt der Blick mehrmals am Tag auf diese Sammlung: mal auf ein Reiseziel oder ein inspirierendes Zitat, ein Foto oder eine Karte von einem lieben Menschen. Es gibt uns für ein paar Sekunden positive Abschweifungen und motiviert. Probier es aus! Die Erstellung des Moodboards ist auch eine tolle Übung als Team oder Familie.
Mein Tipp: ein paar frische Blumen auf dem Schreibtisch sind ein weiterer Hingucker, der die Arbeitsstunden bereichert! Am besten vor allem das, was saisonal gerade blüht, so wird man durch die Jahreszeiten begleitet. Zum Beispiel von Tulpen, Pfingstrosen und Hortensien. Und fürs Moodboard eignen sich wunderbar auch Pinnboards aus Stoff, zum Beispiel von Papier & Stoffe als extra Hingucker.
Tipp 4: Neue Regeln schaffen für Video-Calls
Wir haben uns im letzten Jahr vor allem eine wichtige Sache bewiesen: wir schaffen das mit Video-Calls, in vielen Bereichen sogar richtig gut. Ich hoffe sehr, dass diese Erfahrung unsere Meeting-Kultur nachhaltig verändern wird und das zu besserer Vereinbarkeit, weniger Reisen und mehr Möglichkeiten führt. Andererseits haben wir auch wieder zu schätzen gelernt, wie schön es ist, zusammen zu sitzen und in Präsenz zu sprechen, zu brainstormen, mit allem was dazu gehört. Denn es lässt sich nicht leugnen, dass es auch anstrengend ist, jeden Tag stundenlang in Video-Calls zu sein. Man muss präsent sein, die Mimik deuten, mit der Technologie kämpfen und sich einfach richtig gut konzentrieren. Daher ist es auch hier wichtig, die Regeln nach einem Jahr zu hinterfragen und gegebenenfalls zu justieren. Nein zur Kamera zum Beispiel muss auch mal erlaubt sein. Und wir müssen lernen, das dann auch zu sagen – weil man sich einfach nicht danach fühlt, es gerade nicht geht oder man unterwegs ist. Und zwar ohne (kritische) Wertung der Gegenseite.
Mein Tipp: Ich habe gemerkt, dass wir alle Vor- und Nachteile bei den Video-Calls sehen. Der ehrliche Austausch ist daher wichtig. Einfach mal ins Team fragen: was findet ihr gut/schlecht daran und dann besprechen, welche neue Regeln oder Anpassungen möglich sind. Eine Variante, die gerade gut funktioniert: Kamera am Anfang kurz einschalten, hallo sagen und dann ohne Kamera weiter meeten.
Tipp 5: Die richtige Ausstattung
Nicht jede:r von uns hat ein Homeoffice oder sogar einen separaten Schreibtisch. Viele von uns teilen die Wohnung und alle wollen wir smarte und auch stylische Lösungen, die unser Zuhause immer noch wohnlich machen. Umso besser und wichtiger, dass man die richtige Ausstattung hat, die zugleich gut für unseren Rücken und unsere Haltung ist - denn geben wir es ruhig zu, wir alle sitzen gebeugt über den Laptops. Bei uns im Team haben wir alle möglichen Produkte getestet, da jede:r andere Präferenzen und Bedürfnisse hat. Herausgekommen sind ein paar verschiedenen Must-Haves, je nach Typ und Homeoffice Situation:
- happyback® Ballkissen®: Passt auf jeden Stuhl, kann einfach transportiert werden und hilft bereits nach 10 Minuten. Es passt sich der individuellen Körperhaltung an und stimuliert die tieferliegende Rückenmuskulatur und das sensomotorische System. Made in Germany und für nur 29,90€.
- Höhenverstellbarer Laptop-Ständer: Hat gleich zweierlei Verwendungen - einmal um am Schreibtisch den Laptop höher zu lagern und somit nicht mehr so krumm zu sitzen, zweitens, um sogar einen Stehschreibtisch improvisieren zu können, indem man den Laptop-Ständer auf dem Tisch auf die höchste Stufe stellt. Lässt sich am Wochenende super zusammenklappen und gibt es auch in Holz-Optik – je nachdem was besser zum Interieur passt.
- Sitzball: Noch mal ein Schritt weiter als das Ballkissen und jetzt auch verfügbar mit Stoffbezügen und größerer Farbauswahl. Anerkannt als "Ergonomisches Produkt" hat die fehlende Rückenlehne eine direkte positive Auswirkung auf die Sitzhaltung. Balance, Bauch- und Rückenmuskulatur sind durchgehend gefordert und der Körper bleibt in Bewegung. Lässt sich auch gut für Workouts nutzen.
Mein Tipp: Die richtige Haltung und das richtige Set-Up sollten eine unserer höchsten Prioritäten sein, denn die Effekte auf unseren Rücken, Nacken und Schultern können langwierig und nachhaltig sein. Außerdem wurde nachgewiesen, dass sich schlechte Haltung und daraus resultierende Schmerzen negativ auf unsere Produktivität und Laune auswirken. Sucht auch hier das Gespräch in euren Teams und wenn nötig mit eurem HR-Team und fragt, was möglich ist.
Tipp 6: Kurze Pausen für Entspannung, Inspiration & Stretching
Wir alle kennen wohl den Moment, in dem unsere Konzentration nachlässt. Oft am Nachmittag oder nach intensiven Konzentrationsphasen, wenn wir uns den Fokus zurück erkämpfen müssen. Unser Körper ist nicht dafür gebaut, dass wir acht Stunden oder länger am Stück konzentriert durcharbeiten und es ist erwiesen, dass unsere Entscheidungskraft negativ beeinträchtigt werden kann. Daher sollten wir nachlassende Konzentration auch tatsächlich als Zeichen verstehen. Das beste Gegenmittel sind Pausen! Kurze regelmäßige Pausen, die es unserem Körper und Gehirn ermöglichen, sich zu erholen und danach erfrischt und besser weiterzumachen. Auch hier muss man herausfinden, was für einen selber am besten passt und ein bisschen ausprobieren. Zu empfehlen ist eine 5-Minuten Pause jede Stunde und eine längere Pause alle 3-4 Stunden. Wichtig ist auch, dass wir in diesen Pausen nicht das Handy nehmen und durch Social Media scrollen, sondern wirklich Abstand nehmen, ohne Screen. Hier ein paar Ideen:
- Frische Luft, egal ob man nur mal am Fenster steht, auf dem Balkon oder während eines kurzen Spaziergangs
- Stretching und Bewegung, um einfach mal alles zu lockern, hier am besten einmal ein gutes Video auf Youtube finden und diese Übungen dann jeden Tag wiederholen (z. B hier von Pamela Reif)
- Augen und Kopf ruhen lassen, einfach mal in die Weite schauen und den Gedanken freien Lauf lassen, das hilft für Konzentration und Inspiration
- Reden und snacken, ob mit Freund:innen oder Kolleg:innen, um über etwas anderes als Arbeit zu sprechen; und als Snacks eignen sich vor allem Nüsse, getrocknete Früchte, Obst und Gemüse als gesunde Energieträger
Mein Tipp: Jede:r von uns hat andere Bedürfnisse. Um Balance in unseren Tag zu bringen und Pausen sinnvoll zu nutzen, lohnt es sich, diese für uns selbst zu verstehen. Also ausprobieren und schauen, was sich am besten anfühlt. Man kann Pausen übrigens auch in Meetings einbauen, vor allem bei längeren Sessions. Einfach mal sagen “ok und jetzt machen wir eine 5 Minuten Stretching Pause”, dann Kamera und Mikro aus und die 5 Minuten für sich nutzen!
Tipp 7: Ehrlich zueinander sein und auch zweimal nachfragen wie es wirklich geht
Jedes Zoom-Meeting beginnt ungefähr gleich "Hallo, wie gehts?" - "Ganz gut und dir". Während wir früher von der Körpersprache und Mimik erkannt hätten, wann das vielleicht nicht so ganz der Wahrheit entspricht, müssen wir jetzt deutlicher über die Kamera hinschauen und zweimal nachfragen. Denn während wir alle in unterschiedlichen Situationen sind, haben wir doch eines gemeinsam: nämlich, dass wir gerade ganz sicher nicht unser normales Leben leben. Und wir müssen davon ausgehen, dass uns das alle unterschiedlich beeinflusst – psychisch, physisch, beruflich, familiär. Vor allem eins zu eins Meetings eignen sich sehr gut dafür, dann noch mal eine zweite Frage zu stellen: "Wie geht es dir wirklich, wie fühlst du dich?". Unser Gegenüber kann sich dann immer noch entscheiden, ob sie oder er sich öffnen möchte. Das kommt auf die individuelle Vertrauensbasis an, aber es geht grundsätzlich darum einen Raum zu schaffen, in dem wir auch mal sagen können, dass es uns nicht so gut geht. Denn nur so können wir füreinander da sein, auch im Homeoffice, auch in der Arbeit.
Mein Tipp: Es lohnt sich immer, sich in Meetings die Zeit zu nehmen, einander zu fragen, wie es geht. Auch, wenn man dann mal 15 Minuten darüber spricht. Ich muss sagen, dass es mir sehr geholfen hat, mit Kolleg:innen so ehrlich sein zu können. Es führt zu mehr Menschlichkeit und diese dann wiederum zu einem besseren Arbeitsumfeld. Und in das zu investieren lohnt sich immer.
Tipp 8: Abschalten und zuklappen!
Da wir die Arbeit nun wirklich mit nach Hause genommen haben, müssen wir die Grenzen neu definieren. Und da sollten wir sowohl physische Grenzen setzen, zum Beispiel ein gewisser Bereich, in dem wir arbeiten, und am Wochenende alles wegpacken können, aber auch zeitliche Grenzen. Mir selber fiel das vor allem am Anfang der Pandemie sehr schwer. Doch es ist umso wichtiger, dass wir uns selbst neue Arbeitszeiten setzen und dann auch wirklich “zuklappen” - sei es am Ende des Arbeitstags oder am Freitag für das Wochenende! Es fühlt sich so gut an, da man dann auch wirklich das Gefühl genießen kann, etwas geschafft zu haben und nun zum privaten Lebensteil übergeht. Ermutigt euch gegenseitig, diesen Moment klar festzulegen und zu zelebrieren! Laptop zu, einmal strecken, kurz an die frische Luft - dann kann der Abend oder das Wochenende beginnen.
Mein Tipp: Falls man einen separaten Arbeitslaptop hat, sollte dieser unbedingt von Freitagabend bis Montagmorgen ausgeschaltet sein und bleiben. Falls man ihn auch mal am Wochenende für Netflix und Co. nutzen will, dann unbedingt alle Dokumente und Browser schließen, damit man gar nicht erst in Versuchung kommt.
Die Homeoffice-Regeln sind noch nicht geschrieben
Ein letzter Gedanke: das Wichtigste ist, dass wir uns im Klaren darüber sind, dass es alles neu für uns ist und das ist auch in Ordnung so. Heißt, wir sind im Lernmodus und werden die Regeln des Homeoffice sowohl für uns selber als auch in Firmen noch verbessern und neu definieren müssen. Daher ist es gut, dass wir uns Gedanken machen – it’s learning by doing for everyone.
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