Unsere Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Per se ist das nichts Schlechtes, deutet aber darauf hin, dass viel Unzufriedenheit herrscht. Was können wir selbst tun, damit unser Job uns wieder gut tut und uns nicht nur belastet?
Eine der größten je durchgeführten Umfragen zur Arbeitsmarktentwicklung zeigte vor wenigen Monaten: 20 Prozent der Beschäftigten wollen in den nächsten zwölf Monaten ihren Arbeitsplatz wechseln. Für die Studie wurden 52.000 Arbeitnehmer:innen in über 44 Ländern befragt.
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Ein klares Zeichen: Viele Menschen sind in ihren aktuellen Jobs nicht so glücklich, wie sie es gerne wären. Die Unzufriedenheit auf dem Arbeitsmarkt spiegelt sich nicht nur in Studien und Umfragen wieder – auch im persönlichen Umfeld ist sie oft präsent. Was können wir dagegen unternehmen?
Wie tut uns Arbeit wieder gut?
Unsere Arbeitswelt ist sehr vielfältig geworden, dadurch ergeben sich viele Freiheiten. Uns stehen zahlreiche Möglichkeiten offen – sowohl, was die Arbeitsinhalte als auch die Arbeitsweise betrifft. Diese Freiheit tut gut, oder? Darauf gebe ich immer die Antwort: "Es kommt darauf an." Und zwar darauf, was für ein Typ Mensch man eben ist und wonach man sich sehnt.
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Um sich von Komplexität des digitalen Kosmos nicht lähmen zu lassen und stattdessen die vielen Möglichkeiten für sich zu nutzen, braucht es Selbstreflexion. Folgende drei Impulse können dabei helfen.
3 psychologische Tipps, wie dir deine Arbeit wieder gut tut
Lerne dich selbst immer besser kennen
Die Antwort, welche Arbeit zu dir passt, kannst du alleine im Außen nicht finden. Erfahrungen im Außen helfen zwar bei der Selbsteinschätzung, aber es braucht immer auch eine Introspektion, also eine nach innen gerichtete Beobachtung. Dabei können Methoden der Selbstreflexion, Journaling, psychologische Diagnostik oder auch Gespräche mit einer neutralen Person, zum Beispiel im Rahmen einer Therapie oder mit einem Coach oder einer Coachin helfen.
Je besser du weißt, was dir Freude macht und was dich begeistert, desto motivierter wirst du sein, deine Talente zu nutzen und dich selbst zu verwirklichen. Hilfreiche Fragen an dich selbst könnten sein:
- "Was sind meine Fähigkeit und meine Stärken?"
- "Was sind meine Werte?"
- "Wie sieht meine Arbeit im Best-Case-Szenario aus?"
Nimm deine eigenen Bedürfnisse wahr und ernst
Dabei geht es nicht um oberflächliche Wünsche, sondern beispielsweise um Bedürfnisse nach Nähe oder nach Distanz, nach Freiheit oder nach Sicherheit, nach Einzigartigkeit oder Zugehörigkeitsgefühl. Wenn Bedürfnisse nicht mehr wahrgenommen werden, können Beeinträchtigungen zustandekommen, die einen erst recht hemmen.
Ein Beispiel aus der Praxis: Eine meiner Coachees wollte ihren Job aufgrund der guten Rahmenbedingungen nicht kündigen. Sie konnte von überall aus arbeiten, hatte sich an diese Freiheit gewöhnt. Ihr Job erfüllte sie inhaltlich allerdings nicht, sie konnte ihre Kreativität nicht ausleben. Die Tatsache, dass sie im Home-Office abreiten konnte, wurde zu einer Art Kompensation für sie. Dadurch wurde das Bedürfnis danach, ihre Individualität und ihre Kreativität beruflich auszudrücken, blockiert.
Akzeptiere, was du nicht ändern kannst
Konzentriere dich darauf, die Dinge zu verändern, die sich auch ändern lassen. Verbrauche keine Energie damit, dich unveränderlichen Dingen und Umständen in den Weg zu stellen – das kann zermürbend sein. Das gilt besonders für Dinge, die in der Vergangenheit liegen, denen du vielleicht noch hinterhertrauerst. Erst wenn du akzeptierst, was ist, kann Veränderung in der Gegenwart stattfinden.
"Hätte ich doch mal Jura studiert, dann…" - Gedanken wie diese können dich lähmen, besonders wenn du ihnen lange nachhängst. Der bessere Weg ist es, damit abzuschließen oder aber, wenn es dir wirklich wichtig ist, dich aktiv dafür zu entscheiden. Das Wichtige ist, nicht zu lange in der Mitte hängenzubleiben. Manche Menschen tun das ihr Leben lang – auf Dauer macht das unglücklich.
Du musst nicht alles alleine schaffen
Bei der Lebens- und Arbeitsgestaltung geht es im Endeffekt darum, sich selbst immer besser kennenzulernen und zu spüren, seine Bedürfnisse im Alltag wahrzunehmen, bewusst zu regulieren und den Blick zielgerichtet auf das Veränderbare und Positive zu richten. Die Begleitung durch erfahrende Psycholog:innen oder Coach:innen kann helfen, blinde Flecken zu entdecken und neue Perspektiven einzunehmen. Denn wir müssen nicht alles alleine schaffen, in dieser komplexen bunten Welt.

Über die Autorin:
Toni Schöller ist Coachin und Trainerin mit gesundheitspsychologischem Fokus. Mit ihrer Arbeit will sie einen Beitrag zur Stärkung von mentaler Gesundheit im Beruf und Leben leisten. Sie begleitet Menschen, die nicht nur beruflichen Erfolg, sondern einen gesunden und erfüllenden Lebensweg anstreben.
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