Lästern: Auch wenn wir es nicht gerne zugeben, wir alle sind anfällig dafür, Klatsch und Tratsch über andere Menschen auszutauschen. Warum wir so gerne lästern.
Lästern: warum wir so gerne über andere reden
Ganz ehrlich: Hast du heute schon gelästert? Oder dich zumindest gedanklich mit einem Gerücht beschäftigt? Kein Grund, dich zu schämen, denn wir tun es alle: Frauen, Männer – sogar Kinder fangen früh damit an, über andere zu sprechen. Verschiedene Studien gehen davon aus, dass es in bis zu zwei Dritteln unserer Gespräche um Menschen geht, die gerade nicht anwesend sind. Egal ob bei einer privaten Unterhaltung zwischen Freunden oder mit Kolleg*innen im Büro.
Der Ursprung von Klatsch und Tratsch
Lästern ist keinesfalls eine Erfindung der Neuzeit. Tatsächlich geht der Begriff "Klatsch" bis ins Mittelalter zurück, als sich die Frauen des Dorfes am Waschplatz trafen, um ihrer Arbeit nachzugehen. Dort wurde nicht nur gewaschen, sondern auch über die neuesten Ereignisse gesprochen. Während die Wäsche beim Waschen auf einen Stein geschlagen wurde, entstand das typische Geräusch, dass später zum Namensgeber wurde: „Klatsch!“ Und auch die Redewendung „schmutzige Wäsche waschen“ hat hier ihren Ursprung.
Was uns das Lästern bringt
Auf den ersten Blick scheint es, als würden wir der Person, über die wir lästern, etwas nicht gönnen - ihr gutes Aussehen, das neue Auto, die Beförderung. Lästern zielt aber weniger darauf ab, Personen in Frage zu stellen. Die Empörung darüber, wie sich jemand so verhalten kann, richtet sich eher nach innen: Wir lästern, um uns in unseren Norm- und Wertevorstellungen bestätigt zu fühlen. Auch wenn das natürlich nicht nett ist, liegen die verbindenden Effekte der Lästerei auf der Hand: Es sorgt offenbar für ein Wir-Gefühl.
Lästern als Psychohygiene?
Nicht nur das: Im Job kann es dabei helfen, unseren Kopf frei zu machen – gewissermaßen eine Art „Psychohygiene“. Wenn wir darüber reden, warum eine andere Kollegin befördert wurde oder unser letztes Date eine Katastrophe war, suchen wir nach Bestätigung. Ein guter Zuspruch fühlt sich an wie Seelenbalsam. Statt in Selbstmitleid zu versinken, wollen wir damit unser Ego pushen.
In welchem Rahmen lästern erlaubt ist
Wie mit allem im Leben ist es eine Frage der richtigen Dosierung: zu viel Lästerei kann ins Negative umschlagen und – im Extremfall – zu Mobbing mit schädlichen Nebenwirkungen werden. Was dabei hilft, einen angemessenen Rahmen zu finden, sind die drei "Läster-Filter", die auf Sokrates zurückzuführen sind:
- Ist es wahr, was du erzählen möchtest?
- Ist es gut?
- Und ist es wirklich notwendig?
Menschen vergessen, das Internet nicht
Viel würde von Gesprächen wahrscheinlich nicht übrig bleiben. Vor allem, wenn man sich fragt: Würde ich es gut finden, wenn man das gleiche über mich erzählen würde? Gerade in der heutigen Zeit sollten wir sorgsam mit Informationen umgehen. Social Media birgt die Gefahr, dass sich Gerüchte wie ein Lauffeuer verbreiten. Das Team im Office vergisst die Story irgendwann – aber das Internet nicht.
Wie wir ehrlich mit Lästerei umgehen können und positive Wege finden
Menschen davon zu überzeugen, mit dem Lästern aufzuhören, ist wie der Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln. Stattdessen können wir uns die positive Wirkung zu Nutze machen, wenn wir dabei klare Grenzen ziehen. Welche Art von Lästerei in Ordnung ist, ist das Zugeben von eigenen Fehlschlägen, wie bei den sogenannten „Fuck up Nights“, damit andere davon profitieren können. Wie wäre es also mit einer „Läster-Akademie“ oder einer „Talk Sh*t Night“ im Unternehmen? Ausgiebiges Lästern über Dinge oder Verhalten erlaubt, nicht aber über Menschen. Wir brauchen eine Fehlerkultur, die Entwicklung und Innovation Raum gibt.
ist seit 2010 Unternehmer und als Konfliktnavigator und Gesellschafter von Start-ups zur digitalen Transformation aktiv. Als Ex-Geschäftsführer eines Bildungsträgers mit über 700 Mitarbeitenden hat er von Expansion bis GmbH-Löschung alles mitgemacht – jedes graue Haar eine Erfahrung!