Mit Kitchen Stories ist die Digitalisierungsexpertin Mengting Gao in einem Bereich erfolgreich geworden, der 2013 für Tech-Startups eher unüblich war. Heute sind Koch-Apps kaum wegzudenken. Kitchen Stories gehört zu den erfolgreichsten Food-Apps in Deutschland und wurde mehrfach für ihre intuitive Technologie ausgezeichnet. Die crossmediale Food-Plattform inspiriert Menschen weltweit dazu, neue Rezepte auszuprobieren.

Mengting Gao und ihre Studienfreundin Verena Hubertz wollten nach ihrem BWL Studium unbedingt ein Startup gründen. In ihrer damaligen WG überlegten sie sich Gründungsthemen, kamen aber immer darauf zurück, dass es einfach um Food gehen muss. "Verena war eher in der Kategorie Kochanfängerin und hat ganz präzise nach Packungsanweisung gekocht und ich gucke seit meiner Jugend liebend gerne Kochshows, war aber trotzdem deprimiert, wenn ich nach einer Stunde immer noch in der Küche stand, obwohl Jamie gesagt hat, nach 15 Minuten ist alles fertig", sagt Mengting Gao. Zusammen gründeten sie Kitchen Stories, eine Food-Plattform, um Menschen zum Kochen zu bringen. Und zwar unabhängig davon, auf welchem Level sie starten.
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Alltagstaugliche Rezepte, intuitive Technologie und eine internationale Community
Die Rezepte sind alltagstauglich, funktionieren einfach und schnell. "Es sind bekannte Gerichte, die aber trotzdem Abwechslung zu dem bieten, was man schon kennt", sagt Mengting Gao. Öffnet man die Koch-App, soll man direkt verstehen, worum es geht, sich dort intuitiv zurecht finden. Auf der einen Seite lädt sie dazu ein, neue Rezepte zu entdecken. Gao ist es aber auch wichtig, dass die, die nach einem konkreten Rezept suchen, bei der ersten Suchanfrage das passende Rezept finden. Heute hat die crossmediale Food-Plattform mehr als 25 Millionen Nutzer:innen in 150 Ländern. "Bei uns kann sich jemand aus China, den USA und Italien darüber unterhalten, wie diese eine Suppe sein müsste und mit welchen regional typischen Zutaten, sie am besten zu machen ist", sagt Gao: "Wir versuchen Kochen als etwas zu begreifen, das länder- und kulturübergreifend zum Austausch anregt". Denn Kochen ist für sie und ihr Team ein Ausdruck von Zuneigung und Kultur. Im Berliner Office arbeiten 70 Menschen aus 17 Nationalitäten. Hier können Food-Editor:innen aus unterschiedlichen Ländern authentische Rezepte entwickeln und dabei ihre Perspektive in Bezug auf landestypische Gerichte und Zubereitungsarten einfließen lassen. Kitchen Stories hat zum Beispiel einen Editor aus Großbritannien, der seine landestypische Küche wie "Original Fish & Chips" oder "Sheperds Pie" für die User:innen kreiert.
Wir versuchen Kochen als etwas zu begreifen, das länder- und kulturübergreifend zum Austausch anregt.
Mengting Gao, Co-Gründerin Kitchen StoriesTweet
"Natürlich kommt es vor, dass die Köch:innen und Food-Editor:innen eine Rezeptidee hat, die dann einfach umgesetzt wird", sagt Gao: "Ein großer Teil unserer Inhalte wird dadurch bestimmt, dass wir uns die Datenbasis anschauen." Wonach suchen die Leute gerade? Welche Food-Trends kommen aktuell auf? "Wir versuchen daraus dann neue Inhalte zu bauen, die für unsere Kund:innen spannend sind", sagt die Gründerin. Vor allem langfristige Marktentwicklungen sind für sie interessant. Etwa, dass der Anteil der Menschen, die sich überwiegend oder ausschließlich vegetarisch ernähren, stark angestiegen ist: "Als wir 2013 mit Kitchen Stories angefangen haben, war davon noch nichts zu sehen." Anders ist auch, dass TikTok und Instagram Food-Trends auslösen. "Das ist dann ein Gericht, das alle zu Hause nachkochen, wie die Baked Feta Pasta", sagt Gao. Zum Anfang der Corona-Pandemie war Bananenbrot der größte Food-Trend überhaupt: "Als hätten über Nacht alle gegoogelt, was man ohne Hefe backen kann."
Die Pandemie beeinflusst unser Kochverhalten
Spätestens zum ersten Lockdown hat sich das Kochverhalten für viele verändert. Da Restaurants geschlossen waren, mussten die Leute zu Hause kochen. Und das merkte Mengting Gao auch an den Downloads ihrer App: "Es war ein Anstieg, den wir zuvor noch nie in so kurzer Zeit gesehen haben." Mit jeder Bewegung zu Corona, veränderte sich das Kochverhalten. "Als die Restaurants wieder offen waren, ist das Kochverhalten vorübergehend komplett eingebrochen, als hätte niemand mehr Lust, sich etwas zu Essen zu machen", sagt Gao. Heute nutzen fast so viele Menschen täglich die App, wie zu Corona-Hochzeiten. Die Nachfrage ist somit konstant hoch. Mengting Gao ist davon überzeugt, dass es die Welt ein Stück besser macht, wenn wir täglich kochen, weil Kochen für sie auch bedeutet, dass man sich darüber bewusst wird, was man eigentlich zu sich nimmt.
Wer sich an Neues herantrauen möchte, sollte eher Gerichte wählen, die mit wenig Zutaten auskommen.
Mengting Gao, Co-Gründerin Kitchen StoriesTweet
Neues wagen und das Risiko, dass etwas nicht gelingt, so klein wie möglich halten
Als Mengting Gao und Verena Hubertz Kitchen Stories gründeten, sind sie auf eine Statistik gestoßen, nach der Deutsche durchschnittlich nur fünf Gerichte aus dem Kopf heraus kochen können. "Wer sich an Neues herantrauen möchte, sollte eher Gerichte wählen, die mit wenig Zutaten auskommen", sagt Gao: "Das Risiko, dass das Rezept nicht gelingt oder man Einkauft und hinterher die Küche mit Sachen vollgestellt ist, die man so gut wie nie braucht, ist somit geringer." Es lohnt sich, bestehende Rezepte abzuwandeln, mal eine Zutat auszutauschen. Oder einfach mal das zu Hause nachzukochen, was man gerne im Restaurant isst oder gerne beim Lieferservice bestellt.
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