Unsere Autorin weiß: Vor Urängsten davonzulaufen und sie zu ignorieren, ist kontraproduktiv. Wie man sich seinen Urängsten stellt und wie man mit ihnen umgeht.
Urängste – Davonlaufen bringt nichts
Urängste. Jeder hat sie. Manchmal spüren wir sie deutlich, manchmal gar nicht. Oft rennen wir vor Gefühlen weg, die sich unangenehm anfühlen und hoffen, dass sie für immer verschwinden. Pustekuchen! Was wirklich passiert, ist, dass wir sie in eine dunkle Ecke in uns einsperren und ihnen keine Aufmerksamkeit schenken. Ein fataler Fehler – denn stell dir mal vor, wir würden das mit unseren eigenen Kindern machen. Sie einfach in eine dunkle Kammer einzusperren, wenn sie schreien und uns herausfordern – unvorstellbar. Denn was benötigt dieses Kind? JA – LIEBE! Und genau so ist es mit unseren Ängsten. Sie sind nicht da, weil sie uns ärgern oder den Tag vermiesen möchten, sondern weil sie uns auf etwas hinweisen wollen. Sie wollen uns Momente vor Augen führen, in denen wir Leere verspüren und nicht verstehen wieso. Sie wollen die Wahrheit aus uns herauskitzeln, der wir eventuell noch nicht folgen. Diese Gefühle zeigen uns den Weg. Besonders in der aktuellen Zeit werden wir mit unseren Urängsten konfrontiert. Es ist fast so, als wären sie schon so frustriert davon, dass wir sie jahrelang ignoriert haben, dass sie jetzt mit voller Kraft „zurückschlagen“. Zum Glück – meiner Meinung nach. Denn vielleicht kennst du das auch, dass wir Menschen erst wirklich hinschauen, wenn wir keine andere Wahl mehr haben.
Daniela Batista Dos Santos
ist Podcasterin ("The Wonderwoman Podcast") und Mentorin für die Themen Female Empowerment und Selbstverwirklichung. Ihre 12-jährige Erfahrung in den Bereichen Meditation, Persönlichkeitsentwicklung, Spiritualität, Energiearbeit sowie Reiki gibt sie an Frauen weiter, die auf der Suche nach einem erfüllten Leben sind und sich von ihren Ängsten sowie „Kleinmach-Gedanken“ lösen möchten.
Wie geht man mit Urängsten um?
Doch was tun mit diesen Urängsten, wenn wir nie so richtig gelernt haben, mit ihnen umzugehen? Anfangen zu lernen, sie wie ein Kind zu behandeln. Mit viel Liebe, Geduld und einer gesunden Ernsthaftigkeit. Denn oft ist das genau der Punkt. Wir nehmen sie entweder gar nicht oder zu ernst. Doch Angst möchte so angenommen werden, wie sie wirklich ist. Nicht als Drama, das in dem Moment nicht existiert, aber auch nicht verleugnet werden.
Unsere Emotionen möchten unsere Liebe. Denn Liebe bedeutet gleichzeitig auch Heilung.
Und Ängste beruhen meist auf Geschichten, die wir nie so richtig verarbeitet haben. Geschichten, die emotional viel mehr mit uns gemacht haben, als wir denken. Und Geschichten (meist aus unserer Kindheit), an die wir uns nicht erinnern, aber die tagtäglich, wie eine offene Wunde, gereizt werden und Einfluss auf unseren Alltag einnehmen. Verrückt, dass wir sie dann zum Teil noch nicht mal kennen, oder? Du fragst dich vielleicht gerade – Wo fange ich bloß an? Vielleicht überfordert es dich auch in diesem Moment, weil es sich plötzlich nach einem Berg voller Arbeit anfühlt. Aber ich kann dich beruhigen. Oftmals ist es dieser eine Schritt, den es bedarf und alles andere fügt sich automatisch zusammen. Du wirst überrascht sein. Manchmal existiert DIE große Wunde in uns, die das Ruder in der Hand hält. Sind wir mutig genug, diese Wunde zu betrachten und heilen zu lassen, kann sich dadurch plötzlich unser ganzes Leben verändern – ich habe das glücklicherweise oft in meiner Arbeit erleben dürfen.
Heilung von Urängsten: Wie funktioniert das?
Ich bin ehrlich zu dir. Ich kann das Wort „Heilung“ nicht mehr hören. Es klingt kitschig, old-school-esoterisch und irgendwie manchmal auch unmöglich zu erreichen. Aber ich glaube fest daran, dass es genau unsere Aufgabe ist. Die Wunden von früher im Erwachsenenleben zu „schließen“ und mit neuen Verletzungen liebevoll umzugehen. Vielleicht kennst du bereits den Satz „Verletze Menschen verletzen andere“. Wir fangen an unser Herz zu verschließen. Und wie wollen wir unseren Kindern und den nächsten Generationen gute Vorbilder sein, wenn wir das nicht überwinden? Ich glaube, die Welt braucht aktuell mehr Menschen denn je, die emotional nicht in der Vergangenheit festsitzen, sondern mit einem offenen Herzen in die Zukunft schauen. Das Ding mit der Heilung funktioniert für mich so: Es ist wichtig Emotionen Raum zu geben und festzustellen, welche alte Wut, Traurigkeit, Scham da ist, um sie dann auszudrücken. Ausdruck ist hier der Schlüssel! Ausdruck in Form von Kunst, Poesie, Tanz, Gesang oder einfach weinen und auf das Kissen einschlagen. Emotionen (besonders „alte“ Emotionen) möchten gelebt werden. Nur so können sie sich transformieren und aufgelöst werden.
Manchmal möchten wir gar nicht in die Heilung gehen. Klingt erstmal unlogisch, oder? Aber manchmal leben wir schon so lange mit diesen Gefühlen, dass wir gar nicht mehr wissen, wer wir ohne sie sind. Es wird Teil unserer Identität und wenn wir sie loslassen – was bleibt dann? Das ist einer häufigsten Gründe, die mir in meiner Arbeit begegnen. Doch dieser erste Moment der Leere, wenn etwas geht und wir loslassen ist nur von kurzer Dauer und sollte unbedingt geschehen. Denn erst wenn wir in uns „Platz machen“, kann auch etwas Neues entstehen. Etwas, das wir bewusst aussuchen und das uns stärkt, anstatt uns zu verängstigen. Es geht nicht darum, dass wir nie wieder Angst verspüren – denn Angst ist nichts Schlechtes. Sie gehört wie die Liebe zum Leben dazu. Wenn wir das akzeptieren, können wir Angst auf eine natürliche und nicht bedrohliche Weise in unser Leben integrieren und einen gesunden Umgang dazu fördern.